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Trauma & Gewalt, 2009, Jg. 3, Ausgabe 4

Trauma & Gewalt, 2009, Jg. 3, Ausgabe 4

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 02.11.2009
ISSN print: 1863-7167 / ISSN digital: 2510-4225

Details


Editorial
Liebe Leserinnen und Leser!
Formate: pdf
Günter H. Seidler
Seite 273 - 273
Forum
Kommentar zum Zeitgeschehen
Formate: pdf
Wolfgang U. Eckart
Seite 276 - 277
Wissenschaft
Psychische Belastungen im Wachalltag von Berufsfeuerwehrleuten
Ein arbeitspsychologischer Vergleich von Einsatz und Wachalltag

Psychische Belastungen im Feuerwehrdienst werden fast ausschließlich dem Einsatzgeschehen zugeschrieben. Die Einsatzkräfte verbringen während ihrer Dienstzeit etwa 30 % im Einsatz und 70 % im Wachalltag. Diese Arbeit überprüft die beiden folgenden Hypothesen: (1) psychische Belastungen sind im Einsatz stärker ausgeprägt als im Wachalltag; (2) Stressoren für den Dienst auf der Wache sind aufgrund der längeren Expositionszeiten die besseren Prädiktoren für die Vorhersage von psychischem Befinden. In einer Wiederholungsmessung wurden männliche Feuerwehrbeamte aus sieben Berufsfeuerwehren mittels Fragebogen befragt. Auf der Basis von LISREL-Modellen wurden unter Berücksichtigung von Occasion-Faktoren und umgekehrter Kausaleffekte die Auswirkungen der erhobenen Anforderungen für den Einsatz und für den Wachalltag geschätzt und auf die Kriterien der kurzfristigen und langfristigen Beeinträchtigung und Arbeitszufriedenheit abgebildet. Beide Hypothesen konnten in weiten Bereichen bestätigt werden. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass Stressoren, die ›echte‹ Einsätze charakterisieren, das psychische Wohlbefinden begünstigen. Im Abschluss erfolgt ein kurzer Erfahrungsbericht über ein feuerwehrinternes Kriseninterventionsteam, das aufgrund dieser Studie in Dortmund implementiert wurde.

Psychological stress experienced by members of professional fire-brigades has been attributed almost exclusively to experiences encountered in actual firefighting. However, fire-brigade members spend only 30 % of their work-time in action and 70 % of it on station duty. This study tests the hypotheses that (a) mental stress encountered in actual firefighting is higher, whereas (b) due to longer exposure times stressors encountered on station duty are better predictors for mental well-being. In a second leg of the study, professional male firefighters in seven German cities were asked to fill out a questionnaire. On the basis of LISREL models and taking account of occasion factors and inverse causal effects, the consequences of the demands made on firefighters in action and on station duty were assessed and mapped onto the criteria for short-term and long-term impairment and job satisfaction. Both hypotheses were substantiated to a large degree. Work stressors encountered in actual firefighting have favorable effects on mental/psychological well-being. The article closes with a brief report on experience with an in-station crisis intervention team established in Dortmund on the basis of this study.

Schlagworte: Stress, firefighters, Belastungen, Feuerwehrleute, Wachalltag, Einsatz, Beeinträchtigungen, fire-station duty, active firefighting, strain
Formate: pdf
Bettina Gorißen
Seite 278 - 293
Spätfolgen von Kriegserlebnissen
Brückensymptome, Trauma-Reaktivierung und Retraumatisierung

Bei verzögert auftretenden posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD) wurden Brückensymptome und Auslösebedingungen (Trauma-Reaktivierung versus Retraumatisierung) differenziert. Von 40 ambulanten gerontopsychiatrischen PTSD-Patienten wiesen 65 % Brückensymptome auf, die gemäß ICD 10-Kriterien den Clustern C (Vermeidung) und D (Übererregung) zugeordnet wurden. Für eine Traumareaktivierung konnten 5 pathogenetische Ebenen unterschieden werden: somatisch, psychisch, sozial, biografisch und politisch. Durch zeitgeschichtliches Denken bei der Anamneseerhebung zur Identifizierung von Brückensymptomen und pathogenetischen Faktoren könnten prodromale PTSD-Formen frühzeitig diagnostiziert und therapiert werden. Höchstes Ziel ist dabei die PTSD-Prävention.

The article proceeds from a distinction between bridge symptoms and triggering conditions (trauma reactivation/retraumatization) in delayed-onset posttraumatic stress disorders (PTSD). Of 40 hospitalized gerontopsychiatric PTSD patients 65 % displayed bridge symptoms that can be allotted to clusters C (avoidance) and D (hyperarousal) on the basis of the ICD-10 criteria. Five pathogenic levels were distinguished for trauma reactivation: somatic, psychic, social, biographical, political. An awareness of contemporary history during anamnesis aiming at the identification of bridge symptoms and pathogenic factors may facilitate early diagnosis and therapy for prodromal forms of PTSD. The primary objective here is PTSD prevention.

Schlagworte: Gerontopsychiatrie, Retraumatisierung, Brückensymptome, Trauma-Reaktivierung, delayed-onset PTSD, trauma reactivation, retraumatization, verzögerte PTSD, bridge symptoms, gerontopsychiatry
Formate: pdf
Georgia Böwing, Stefan Georg Schröder
Seite 294 - 302
Traumatisierung und psychische Auffälligkeiten bei Pflegekindern

Pflegekinder haben häufig Vorerfahrungen wie häusliche Gewalt, Vernachlässigung, körperliche Misshandlung oder sexuellen Missbrauch erlebt und sind darüber hinaus von anderen Risikofaktoren betroffen, die das Risiko für Entwicklungsauffälligkeiten und psychische Störungen erhöhen. Aufgrund der wenig transparenten Vorgeschichte, des erweiterten sozialen Netwerkes und der häufig komplexen Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten werden die psychiatrische und psychologische Diagnostik und Behandlung erschwert. In diesem Artikel wird auf die biologischen und psychosozialen Risikofaktoren, die Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten und die besonderen Rahmenbedingungen in Diagnostik und Behandlung bei Pflegekindern eingegangen. Es wird beispielhaft eine Fallvignette zur Darstellung der Komplexität der Vorgeschichte von Pflegekindern dargestellt.

Many foster children have previously experienced domestic violence, neglect, physical cruelty or sexual abuse. In addition, they are prone to other risk factors increasing the likelihood of developmental abnormalities and mental disorders. Psychological and psychiatric diagnosis and treatment are complicated by the obscurity typical of these children’s earlier lives, their extended social network, and their frequently complex developmental and behavioral abnormalities. The article discusses the biological and psychosocial risk factors, the developmental and behavioral abnormalities, and especially the diagnostic and therapeutic parameters obtaining in connection with foster children.
A case vignette serves to illustrate the complexity displayed by the early lives
of foster children.

Schlagworte: Trauma, Behandlung, Pflegekinder, Psychopathologie, treatment, Risikofaktoren, risk factors, psychopathology, foster children
Formate: pdf
Lutz Goldbeck, Sylvia H. Oswald
Seite 304 - 314
Psychiatrische Erkrankungen bei Bundeswehrsoldaten
Veränderungen in der Inanspruchnahme medizinischer Versorgungssysteme im Vergleich der Jahre 2000 und 2006

Thema: Seit der militärischen Intervention im Kosovo 1999 haben die Auslandseinsätze der Bundeswehr eine neue Dimension erreicht. Es wird untersucht, ob es in der Folgezeit zu Veränderungen in der Inanspruchnahme militärmedizinischer Versorgungsangebote aufgrund psychiatrischer Krankheitsbilder bei Soldaten gekommen ist.
Methodik: Für die Jahre 2000 und 2006 wurden die zentral archivierten ambulanten (hausärztliche Versorgung) und stationären (psychiatrische Fachabteilungen in Bundeswehrkrankenhäusern) psychiatrischen Erkrankungsstatistiken der Bundeswehr ausgewertet.
Ergebnisse: 2006 begaben sich prozentual zum gesamten Personalumfang signifikant mehr Bundeswehrsoldaten beiderlei Geschlechts (Frauen mehr als Männer) aufgrund einer psychiatrischen Erkrankung in ambulante oder stationäre Behandlung als 2000. Die Unterschiede waren vor allem auf Anstiege belastungsreaktiver Störungen (F43) zurückzuführen. In den Bundeswehrkrankenhäusern stieg zusätzlich der Anteil psychiatrischer und insbesondere belastungsreaktiver Störungen an der Gesamtzahl stationärer Patienten signifikant an; diese benötigten einen überproportional höheren Anteil an Behandlungstagen als die sonstigen Erkrankungen.
Diskussion: Verschiedene Erklärungsansätze der Veränderungen sowie Auswirkungen auf den psychiatrischen Versorgungsbedarf in der Bundeswehr werden diskutiert.

Background: Since the military intervention in Kosovo (1999) the foreign assignments of the German Federal Armed Forces have reached a new dimension. The study investigates whether there have been associated changes in the incidence of recourse to military medical-care offerings on the basis of psychiatric syndromes in soldiers.
Method: Evaluation of the Federal Armed Forces’ centrally archived statistics on psychiatric disorders treated both in an outpatient and inpatient context (care given by family doctors and by specialist psychiatric departments at hospitals of the Federal Armed Forces, respectively) in the years 2000 and 2006.
Findings: In 2006 a significantly higher percentage of the total number of soldiers of both sexes in the Federal Armed Forces sought inpatient or outpatient treatment for psychiatric disorders than in 2000. This was caused above all by increases in acute stress reactions (F43). At the hospitals of the Federal Armed Forces there was also a significant increase in the proportion of psychiatric (especially stress-reaction) disorders among the total number of inpatient cases. These disorders required a disproportionately higher number of treatment days than the other disorders.
Discussion: The author discusses various potential explanations for this situation and the implications it has for psychiatric care requirements in the Federal Armed Forces.

Schlagworte: Psychiatric care, Federal Armed Forces, Auslandseinsätze, Bundeswehrsoldaten, Inanspruchnahme, Psychiatrische Leistungen, recourse incidence, assignments abroad
Formate: pdf
Andreas Ströhle, Peter Lutz Zimmermann, Hans-Heiner Hahne
Seite 316 - 327
Die Doppelrolle des Karl-Friedrich Höcker

Die Biographie des Karl-Friedrich Höcker hinsichtlich seiner doppelten Identität als Täter des NS-Regimes und als in der »Normalität« lebender Hauptkassierer einer Kreissparkasse wird dargestellt. Der von dem Historiker Browning eingebrachten Hypothese, wonach es »ganz normale Männer« waren, die in sadistisch-destruktiver Nazimanier systematisch die Vernichtung von Mitmenschen betrieben hatten, wird Kernbergs psychodynamisches Konzept des malignen Narzissmus ebenso gegenübergestellt wie das Dissoziations- und Spaltungskonzept.

The article discusses the biography of Karl-Friedrich Höcker with reference to his dual identity as a perpetrator of the Nazi regime and an »ordinary man« working as a savings-bank cashier. The author discusses the hypothesis advanced by historian Christopher Browning that it was the »ordinary men« who systematically engineered the extermination of victims in a sadistic/destructive way and contrasts it (a) with Kernberg’s psychodynamic conception of malignant narcissism and (b) with dissociation concepts.

Schlagworte: Dissoziation, Auschwitz, dissociation, NS-Täter, Nazi perpetrators, maligner Narzissmus, malignant narcissism, Höcker
Formate: pdf
Harald J. Freyberger, Hellmuth Freyberger
Seite 328 - 334
Pathologische Trauer und posttraumatische Verbitterung
Zum Verhältnis verwandter Störungskategorien in der psychotraumatologischen Forschung

Innerhalb der Forschungsbemühungen zu Traumafolgestörungen hat auch die Diskussion über die diagnostische Klassifizierung von Störungsbildern zugenommen, die bisher keinen Eingang in die Klassifikationssysteme gefunden haben, für die jedoch empirische Kriterien vorgeschlagen wurden – an vorderster Stelle die traumatische bzw. pathologische Trauer. In dieser Arbeit wird der Fokus auf ein weiteres Störungsbild – die Posttraumatische Verbitterungsstörung – ausgeweitet, welches bisher klassifikatorisch ebenso wenig Berücksichtigung gefunden hat. Abschließend werden Ähnlichkeiten bzw. Überschneidungen der jeweiligen Störungen kritisch gewertet und zur Diskussion gestellt.

In research on posttraumatic stress disorder there has been increasing discussion on the diagnostic classification of syndromes not yet included in the classification systems although empirical criteria have been proposed for them. One prominent example is traumatic or pathological grief. The present article extends the focus to another syndrome that has yet to be listed in the classification systems: the posttraumatic embitterment disorder. The article concludes with a critical discussion of similarities and commonalities between these two disorders.

Schlagworte: PTSD, Pathologische Trauer, pathological grief, PTED, Distinktheit, Kategorisierung, distinctiveness, categorization
Formate: pdf
Günter H. Seidler, Cornelia C. Vollath
Seite 336 - 343
Forum
Unsere gemeinsamen Anstrengungen als Wissenschaftler sollten reduktionistisches Denken vermeiden
Ein Interview mit Mardi Horowitz, geführt von Andreas Maercker
Formate: pdf
Andreas Maercker
Seite 344 - 347
Forum
Formate: pdf
Harald J. Freyberger, Hellmuth Freyberger
Seite 348 - 348
Forum
Formate: pdf
Reinhard Drobetz
Seite 349 - 350
Forum
Formate: pdf
Conny Müller-Gerlach
Seite 350 - 350
Leserbrief zu »Critical Incident Stress Management CISM – Ohne Risiken und Nebenwirkungen bei richtiger Anwendung«, J. Vogt & J. Leonhardt, Heft 3, 2009, S. 261 – 266.
Formate: pdf
Katharina Becker, Jürgen Bengel
Seite 351 - 354
Im Teufelskreis des Traumas – Traumafolgen nach politischer Haft in der DDR
Formate: pdf
Wolfgang Welsch
Seite 355 - 359
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