trustedshops
Käuferschutz
/ 5.00
|
PSYCHE, 2023, Jg. 77, Ausgabe 5

PSYCHE, 2023, Jg. 77, Ausgabe 5

Zeitschrift für Psychoanalyse und ihre Anwendungen

DOI: 10.21706/ps-77-5

Print-Ausgabe

28,00 €

eJournal

28,00 EUR
28,00 €
28,00 € (A)
In den Warenkorb
Abonnieren
Lieferbar
Versandkostenfrei nach D, A, CH; inkl. Mwst.

Beschreibung


In der Mai-Ausgabe der Psyche geht Günter Holler dem schwierigen Weg vom proto-homosexuellen Jungen zum schwulen Mann nach: Er untersucht die normale homosexuelle Entwicklung und ihre Störungen unter der Grundannahme, dass auch Homosexuelle die ödipale Situation meistern müssen, um zu einer gesunden homosexuellen (schwulen) Identität finden zu können, und versucht, diese gesunde homosexuelle Entwicklung und die zahlreichen Fallstricke, die dieser entgegenstehen, anhand der Übertragung und Gegenübertragung im intersubjektiven Feld der Behandlung eines (Spät-)Adoleszenten darzustellen.

Ilka Quindeau plädiert für eine Auffassung von weiblicher genitaler Sexualität jenseits von Kastration und Mangel und für eine psychoanalytische Konzeption einer eigenständigen, unabhängigen weiblichen Sexualität jenseits von Heteronormativität und Reproduktion.
Mechtild Kessler entwickelt psychoanalytische Überlegungen zum Tango Argentino.

Ein Essay von Johannes Picht über die »Ideale, Gebote und die Entscheidung der Nausikaa« beschließen die Ausgabe.

Bibliographische Angaben


Herausgegeben von:Susanne Döll-Hentschker, Johannes Picht, Vera King, Udo Hock und Stefanie Sedlacek
1. Auflage, Erscheinungstermin: 03.05.2023
ISSN print: 0033-2623 / ISSN digital: 2510-4187

Details


Hauptartikel
Der schwierige Weg vom proto-homosexuellen Jungen zum schwulen Mann
Die normale homosexuelle Entwicklung und ihre Störungen

Auch Homosexuelle müssen die ödipale Situation meistern, um zu einer gesunden homosexuellen Identität zu finden. Der Ödipuskomplex ist auch hier Dreh- und Angelpunkt in der Entwicklung, verläuft jedoch bei homosexuellen Menschen anders als bei heterosexuellen. Man könnte ihn in Anlehnung an Erick Brenman als »das Wiederfinden des verlorenen (ödipalen) Objekts« bezeichnen. Die bisherige einseitige Favorisierung und Beschreibung des positiven Ödipuskomplexes mit heterosexuellem Ausgang führte zu einer weitgehenden Pathologisierung von schwulen Männern und lesbischen Frauen. Berücksichtigt man jedoch, dass der später schwule Mann – von dem diese Arbeit handelt – mit ganz anderen inneren und äußeren Voraussetzungen in die ödipale Phase eintritt, muss die These des kranken Homosexuellen aufgegeben werden. Der Autor versucht, die gesunde homosexuelle Entwicklung und die zahlreichen Fallstricke, die dieser entgegenstehen, anhand der Übertragung und Gegenübertragung im intersubjektiven Feld der Behandlung eines (Spät-)Adoleszenten darzustellen.

Homosexuals also have to deal with the oedipal situation in order to find their way to a sound homosexual identity. Here too, the Oedipus complex is the crucial factor in development, but the course it takes is different in homosexuals than in heterosexuals. With reference to Erick Breckman, we might term it the »recovery of the lost (oedipal) object.« So far, the largely one-sided concentration on descriptions of the positive Oedipus complex with heterosexual outcome has led to widespread pathologization of queer men and lesbian women. But if we recall that the ultimately queer adult (the subject of this article) embarks on the oedipal stage with entirely different internal and external premises, the theory of homosexuality as a defect has to be abandoned. With reference to transference and countertransference in the intersubjective encounter represented by the treatment of a (late-) adolescent boy, the author essays a description of healthy homosexual development and the numerous pitfalls that can get in its way.

Les homosexuels doivent eux aussi maîtriser la situation œdipienne pour parvenir à une identité homosexuelle saine. Le complexe d’Œdipe est ici aussi le pivot du développement, mais il ne se déroule pas chez les homosexuels comme chez les hétérosexuels. On pourrait, en s’inspirant d’Érick Brenman, le décrire comme « le fait de retrouver l’objet (œdipien) perdu ». Jusqu’à maintenant, favoriser et décrire l’issue hétérosexuelle comme seule issue positive du complexe d’Œdipe a conduit à une large pathologisation des hommes gais et des femmes lesbiennes. Mais si l’on tient compte du fait que l’homme qui deviendra plus tard homosexuel — et dont il est question dans cet article — entre dans la phase œdipienne dans des conditions internes et externes très différentes, la thèse de l’homosexuel malade doit être abandonnée. À partir du transfert et du contre-transfert dans le champ intersubjectif du traitement d’un adolescent (tardif), l’auteur tente de présenter le développement homosexuel sain et les nombreux pièges auquel il est confronté.

Schlagworte: Homosexualität, queer, Ödipuskomplex, schwul, Oedipus complex, Übertragungsliebe, transference love, homosexuality, complexe d’Œdipe , homosexualité , normale homosexuelle Entwicklung, normal homosexual development, gay , amour de transfert , développement homosexuel normal
Formate: pdf, html
Günter Holler
Seite 377 - 402 | doi: 10.21706/ps-77-5-377
Zirklusion
Genitale Sexualität jenseits von Kastration und Mangel

In der Psychoanalyse unterliege die Sicht auf weibliche ­Sexualität, so die Autorin, immer noch Relikten einer »phallischen Logik«, die ihr ein binäres und defizitäres Muster von Kastration und Mangel aufzwinge. Dies zeige sich u.  a. darin, dass die Vagina als Pendant zum Penis gilt. Anatomisch ist dies allerdings nicht korrekt, denn die Klitoris bildet das zentrale weibliche Sexualorgan. Von hier aus lasse sich eine eigenständige, unabhängige weibliche Sexualität jenseits von Heteronormativität und Reproduktion konzipieren. Nachdem der von Freud behauptete Objektwechsel in der sexuellen Entwicklung des Mädchens zu Recht kritisiert wurde, stehe damit auch der Wechsel der sexuellen Leitzone in Frage. Dieser Perspektivenwechsel wirft neues Licht auf die genitale Sexualität und die Triebtheorie. Die Autorin schlägt den Begriff der »Zirklusion« als Triebmodalität vor, der die phalluszentrierte Penetration ergänzt.

In psychoanalysis, female sexuality is still confronted with remnants of phallic logic imposing on it a binary pattern of castration and deficiency. One indication of this is the idea that the vagina corresponds to the penis. Anatomically, however, this is incorrect. The central female sex organ is the clitoris. On this basis, it is possible to conceptualize a self-sufficient, independent species of female sexuality that goes beyond heteronormativity and reproduction. After Freud was rightly criticized for asserting an object-switch in girls’ sexual development, interest now focuses on the change from one main erogenous zone to another. This perspective casts new light on genital sexuality and drive theory. The author proposes the term »circlusion« for the drive modality supplementing phallus-centered penetration.

Dans la psychanalyse, la sexualité féminine est encore sou­mise à des vestiges de la logique phallique qui, selon l’autrice, lui impose un modèle binaire et déficitaire de la castration et du manque. Cela se traduit notamment par le fait que le vagin est considéré comme le pendant du pénis. Du point de vue de l’anatomie, cela n’est cependant pas correct : l’organe sexuel central est le clitoris. C’est à partir de là qu’il est possible de concevoir une sexualité féminine autonome et indépendante, au-delà de l’hétéronormativité et de la reproduction. Après que le changement d’objet affirmé par Freud dans le développement sexuel de la jeune fille a été critiqué à juste titre, le changement de la zone sexuelle de référence est également en question. Ce changement de perspective apporte un nouvel éclairage sur la sexualité génitale et la théorie des pulsions. L’autrice propose la notion de « circlusion » comme modalité pulsionnelle, en complément de la pénétration centrée sur le phallus.

Schlagworte: Kastration, castration, heteronormativity, Triebtheorie, weibliche Sexualität, female sexuality, Heteronormativität, Klitoris, drive theory, théorie des pulsions, clitoris, sexualité féminine , clitoris , castration , hétéronormativité 
Formate: pdf, html
Ilka Quindeau
Seite 404 - 426 | doi: 10.21706/ps-77-5-404
»Ich singe, um nicht zu weinen«
Psychoanalytische Überlegungen zum Tango Argentino – Musik als Spiel-Raum für Melancholie, Verlustverarbeitung und Identitätsbildung im Kontext von Migration

Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit ist die sinnliche Rezeption der Musik des Tango Argentino und das Erforschen ihrer möglichen Wirkweise. Diese Musik, so die Hypothese, löst melancholische Gefühle aus und eröffnet damit einen Spielraum, gleich einem haltgebend-tröstenden Beziehungsangebot, das dem Verlustgeschehen etwas entgegenzusetzen vermag. Nach einem kurzen allgemeinen Abriss über Psychoanalyse und Musik wird zunächst auf die Entstehungsgeschichte des Tangos und die Prosa einzelner Tangolieder eingegangen. Darauf folgt die genauere Untersuchung der Musik hinsichtlich der gestellten Ausgangshypothese. Dabei seien es vor allem drei Merkmale, die dem Tango Argentino seinen identitätsstiftenden Charakter verleihen: (1) der charakteristische Rhythmus, (2) das dialoghafte Spiel mit Kontrasten und (3) der spezifische Klang des Tangos. Insbesondere das Bandoneon spiele im Wechselspiel von melancholischem Verlust und haltgebender Objektbeziehung eine zentrale Rolle.

The article proceeds from the sensual reception of the music to which the tango argentino is danced and inquiry into the way it may conceivably affect us. The working hypothesis is that this music triggers melancholy feelings and at the same time opens up scope similar to the offer of a supportive, consoling relationship that can offset the experience of loss. After a brief general section on psychoanalysis and music, the author enlarges on the origins of the tango and the prose texts of a number of tango songs. She then embarks on a closer investigation of the music in terms of her initial hypothesis, proposing three major features that give the tango argentino its identification potential: (1) its characteristic rhythm(s), (2) the dialogic play with contrasts, and (3) its specific sound-world. In this interplay between melancholy loss and supportive object-relations the bandoneon plays a crucial role.

Le point de départ de ce travail est la réception sensorielle de la musique du tango argentin et l’exploration de ses possibles effets. L’hypothèse est que cette musique déclenche des sentiments mélancoliques et ouvre en même temps un espace de jeu avec eux, comme une offre relationnelle qui soutient, réconforte et peut s’opposer à la perte. Après une brève présentation générale de la psychanalyse et de la musique, nous aborderons l’histoire de la naissance du tango et la prose des différentes chansons de tango qui l’accompagne. Suit une étude plus précise de la musique par rapport à l’hypothèse de départ posée. Trois caractéristiques principales confèrent au tango argentin son caractère et son identité : (1) le rythme caractéristique, (2) le jeu des dialogues et des contrastes et (3) la sonorité spécifique du tango. Le bandonéon, en particulier, joue un rôle central dans l’alternance entre la perte mélancolique et la relation d’objet qui soutient.

Schlagworte: Migration, Musik, music, Tango Argentino, Trauer und Melancholie, Bandoneon, grief and melancholy, tango argentin , musique , deuil et mélancolie , migration , bandonéon
Formate: pdf, html
Mechtild Kessler
Seite 428 - 458 | doi: 10.21706/ps-77-5-428
Essay
Ideale, Gebote und die Entscheidung der Nausikaa
Formate: pdf, html
Johannes Picht
Seite 459 - 466 | doi: 10.21706/ps-77-5-459
Entdecken Sie Bücher mit verwandten Themen

Hefte der gleichen Zeitschrift

Alle Hefte der Zeitschrift