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PDP - Psychodynamische Psychotherapie, 2022, Jg. 21, Ausgabe 2

PDP - Psychodynamische Psychotherapie, 2022, Jg. 21, Ausgabe 2

Aggression und Destruktivität

DOI: 10.21706/pdp-21-2

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Bibliographische Angaben


Herausgegeben von:Carsten Spitzer, Annegret Boll-Klatt und Sebastian Euler
1. Auflage, Erscheinungstermin: 15.06.2022
ISSN print: 1618-7830 / ISSN digital: 2625-0772

Details


Editorial
Aggression und Destruktivität
Formate: pdf, html
Michael Dümpelmann, Reinhard Lindner
Seite 113 - 115 | doi: 10.21706/pdp-21-2-113
Mitteilungen aus der Gesellschaft
Solidaritätserklärung zur Unterstützung der Ukraine
Formate: pdf, html
Seite 116 - 117 | doi: 10.21706/pdp-21-2-116
Schwerpunkt
Gewalt und Destruktivität

Gewalt ist vielfältig determiniert. Gesellschaftliche Einflüsse und individuelle Dispositionen treffen aufeinander, bedingen und konstruieren sich wechselseitig. Dieser Beitrag möchte versuchen, sowohl einige wichtige gesellschaftliche als auch individuelle Entwicklungslinien nachzuzeichnen, die in der Bezogenheit aufeinander Hass, Gewalt und Destruktivität zu mobilisieren vermögen. Auf gesellschaftlicher Ebene finden sich Prozesse der Deklassierung, Entwertung und Verachtung, die auf entwicklungsbedingte konflikthafte innere Prozesse und Vulnerabilitäten des Individuums treffen. An dieser Schnittstelle finden sich vielfältige Wechselbeziehungen zwischen Individuen und Gesellschaft. Es soll versucht werden, eine Annäherung an die Vielfältigkeit dieser Wechselbeziehungen zu erreichen und die sie bedingenden Grundlagen zu beschreiben. Dies insbesondere auch vor dem Hintergrund der Frage, welche Überlegungen und Schlussfolgerungen hinsichtlich Gewalt und Destruktivität sich hieraus ableiten lassen könnten.

Violence is determined in many ways. Social influences and individual conditions meet, determine, and construct each other. This article attempts to trace some important social and individual lines of development that in relation to each other can serve to mobilize hatred, violence, and destructiveness. At the social level, there are processes of declassification, devaluation, and contempt, which come up against development-related internal conflicted processes and vulnerabilities of the individual. Along this interface, there are manifold interrelationships between individuals and individuals and society. The aim is to describe both the multiplicity and basis of these interrelationships, especially with a view to what conclusions can be drawn with regard to violence and destructiveness.

Schlagworte: Psychoanalyse, Gewalt, Gesellschaft, Scham, shame, psychoanalysis, violence, society, Dritter Raum, third space
Formate: pdf, html
Christian Foth
Seite 118 - 131 | doi: 10.21706/pdp-21-2-118
Hass und Gewalt im Rechtspopulismus
Zur psychoanalytischen Sozialpsychologie eines »brennenden Zeitproblems«

Der vorliegende Text präsentiert zunächst zentrale Ergebnisse eines tiefenhermeneutischen Forschungsprojektes, das die psychosoziale Wirkung von rechtspopulistischen Propagandareden untersucht hat. Anschließend wird aufgezeigt, wie diese Wirkungen sich zu den transgenerationalen Effekten des Nationalsozialismus in Familien von NS-Volksgenoss:innen verhalten. Deutlich wird, dass die Propagandareden ein Angebot enthalten, unbewusst eine transgenerationale Täteridentifizierung auszubilden. Abschließend thematisiert der Text das Verhältnis von transgenerationaler Kontinuität und gesellschaftlichem Wandel.

This article initially presents key findings of an in-depth hermeneutic research project that investigated the psychosocial effects of right-wing populist propaganda speeches. It then discusses how these effects relate to the transgenerational effects of National Socialism in families of Nazi »comrades«. It becomes clear that the propaganda speeches contain an offer to unconsciously form a transgenerational identification of perpetrators. Finally, the text addresses the relationship between transgenerational continuity and social change.

Schlagworte: Transgenerationale Weitergabe, Rechtsextremismus, right-wing extremism, transgenerational transmission, Tiefenhermeneutik, psychoanalytische Sozialpsychologie, in-depth hermeneutics, psychoanalytic social psychology
Formate: pdf, html
Jan Lohl
Seite 132 - 144 | doi: 10.21706/pdp-21-2-132
Liebe und Gewalt
Überlegungen zu Heinrich von Kleists Trauerspiel Penthesilea

Der Aufsatz behandelt den Zusammenhang von Liebe und Gewalt in Heinrich von Kleists Trauerspiel Penthesilea. Penthesilea, die Königin der Amazonen, unterliegt aufgrund der Verfassung ihres Frauenstaates einem Liebesverbot. Die Männer, die die Frauen für die Zeugung des Nachwuchses brauchen, müssen auf eigens zu diesem Zweck veranstalteten Feldzügen im Kampf erbeutet werden. Penthesilea verliebt sich jedoch entgegen dem Verbot in den griechischen Helden Achill und droht, damit ihre Amazonenidentität zu verlieren. Als Achill sie nach einem Liebesgespräch zum Schein zum Zweikampf auffordert, um sich dann als Gefangener auszugeben, missversteht sie diese Aufforderung, stürzt sich mit ihren Hunden auf ihn und zerfleischt ihn. Der Aufsatz will zeigen, wie in diesem Trauerspiel Liebe und Gewalt eine unauflösliche Einheit bilden, bis dieser Akt blinder Gewalt Penthesilea eine neue Form selbstgewissen Daseins ermöglicht.

This essay deals with the interrelationship between love and violence in Heinrich von Kleist’s tragedy »Penthesilea«. As subjects in a state run by women, whose constitution bans love, Penthesilea Queen of the Amazons and her fellow women are, in order to procreate, forced to capture men in military expeditions specially organized for this very purpose. In spite of the ban on intersexual relationships, Penthesilea falls in love with Achilles, the Greek hero, thus putting her Amazon citizenship in jeopardy. Following an amorous conversation, Achilles pretends to challenge her to a duel so that he can be captured and taken away as a prisoner of war. Unfortunately, she misreads the situation and violently attacks him with her dogs, tearing him to pieces. This essay strives to depict how, in this tragedy, love and violence seem to form an irresolvable unity, which only endures until Penthesilea, having acted in a blind rage, is enabled to pursue a new form of existence based on self-certainty.

Schlagworte: Liebe, Gewalt, Love, violence, Selbstverlust, loss of identity
Formate: pdf, html
Fred Lönker
Seite 147 - 156 | doi: 10.21706/pdp-21-2-147
Psychodynamische Psychotherapie der Suizidalität

Suizidalität ist ein zentraler Topos psychodynamischen Denkens und psychodynamischer Therapie. Ausgehend von Freuds Lösung des »Rätsels der Selbstmordneigung« im Rahmen der Verinnerlichung eines aggressiven Ambivalenzkonflikts haben Kliniker:innen und Theoretiker:innen seit über 100 Jahren versucht, die verstörende Realität des Suizids zu verstehen. Recht ubiquitäre Auslöser, wie Trennungs- und Verlusterfahrungen, beleben aktuelle Konflikte und damit in der Regel frühe, traumatisch erlebte Beziehungserfahrungen. Dies führt zur Labilisierung einer bis dahin zureichend funktionsfähigen Abwehr. So kommt es zu einem unerträglichen inneren Erleben, welches durch suizidale Fantasien und suizidales Handeln sowohl zum Ausdruck gebracht als auch zu beenden versucht wird. Dieser regressive Zustand führt zu interpersonellen Konflikten, in denen sich die intrapsychische Konfliktlage um Autonomie und Abhängigkeit, Aggression und Liebeswünsche sehr rigide und kompromisslos wiederholt. Die Psychotherapie der Suizidalität bedient sich spezifischer Haltungen, Strategien und Techniken, die einen inneren Spielraum befördern sollen, das eigene innere Erleben zu halten und zu entschärfen.

Suicidality is a central theme in psychodynamic thought as it is in psychodynamic therapy. Starting from Freud’s solution of the »riddle of the suicidal tendency« in the context of internalization of an aggressive ambivalence conflict, clinicians and theorists have sought for more than a century to understand the disturbing reality of suicide. Quite ubiquitous triggers, such as experiences of separation and loss, revive current conflicts and thus as a rule early, traumatic relationship experiences. This tends to destabilize a defence mechanism which until then had been sufficiently functional. An unbearable inner experience follows which is both expressed by and attempted to be resolved by suicidal fantasies and suicidal action. This regressive state results in interpersonal conflicts, in which the intrapsychic conflicts on autonomy and dependence, aggression and desire for love are repeated. The psychotherapy of suicidality relies on specific attitudes, strategies and techniques that are supposed to promote an inner space where the patient can hold and defuse those inner experiences.

Schlagworte: psychodynamische Psychotherapie, Konflikt, Suizidalität, psychodynamic psychotherapy, suicidality, conflict
Formate: pdf, html
Reinhard Lindner
Seite 157 - 168 | doi: 10.21706/pdp-21-2-157
Autonomie in Verzweiflung
Psychodynamische Psychotherapie psychotischer Suizidalität

Auftreten, Verlauf und Behandlung von Suizidalität, Suizidversuchen und Suiziden bei psychotischen Störungen werden dargestellt und diskutiert. Mit psychodynamischen Psychosekonzepten werden Besonderheiten und Risiken von psychotischer Suizidalität fokussiert, auch solche, die auf den ersten Blick widersprüchlich wirken. Eine bedeutsame Rolle spielen dabei depressive Zustände und deren Verarbeitung in einem psychotischen Störungskontext. Der Einsatz psychotherapeutischer Mittel ist hierbei gut begründet, insbesondere solcher, die zu einer besseren Balance zwischen interpersonellem Kontakt und notwendiger Abgrenzung des Selbst beitragen und so das bedrohte Erleben von Autonomie der Betroffenen stärken. Dazu werden differenzierte Behandlungsschritte vorgeschlagen und demonstriert.

The article presents and discusses the occurrence, course and treatment of suicidality, suicide attempts und suicides within psychotic disorders. Contemporary psychodynamic notions of psychosis are used to address the specificities and risk of psychotic suicidality, including those that at first sight may seem mutually contradictory. Accordingly, depressive states and their processing in the context of a psychotic disorder are of great significance. The application of psychotherapeutic means is well-founded here, especially those which contribute to an improved balance between interpersonal contact and the necessary self-delimiting, thus strengthening the at-risk experience of autonomy in patients. Firm treatment steps to this end are suggested and demonstrated.

Schlagworte: psychodynamische Psychotherapie, Suizidalität, psychotische Störungen, Autonomie, psychodynamic psychotherapy, suicidality, autonomy, depressive Zustände in Psychosen, Affektverabeitung, psychotic disorders, depressive states within psychoses, emotional processing
Formate: pdf, html
Michael Dümpelmann
Seite 171 - 183 | doi: 10.21706/pdp-21-2-171
Zweitsicht
Joker
Eine psychoanalytisch inspirierte Filmbetrachtung

Der stark polarisierende Film von Todd Phillips (2019) handelt vom Leiden eines polytraumatisierten, kranken, gesellschaftlich gedemütigten Mannes, der als Clown sein Leben fristet, bis ihm dieser Job unverdient gekündigt wird. Unversehens in den Besitz eines Revolvers gekommen, mutiert der depressive Clown zum umjubelten Joker, der als Massenmörder Schlagzeilen macht und um den sich alle sozial Benachteiligten der heruntergekommenen, spätkapitalistischen Megacity Gotham in einer riesigen aggressiven Protestbewegung scharen. Realität und Größenwahn verschwimmen. Die Entwicklung des Filmprotagonisten wird psychodynamisch erschlossen und es wird versucht, dem großen Erfolg dieses geradezu apokalyptischen Filmes auf die Spur zu kommen, der in einer Zeit entstand, als es ob schwierigster gesellschaftlicher und globaler Zustände immer häufiger zu Massendemonstrationen kam.

The highly polarizing film by Todd Phillips (2019) is about the suffering of a polytraumatized, sick, socially humiliated man who ekes out a living as a clown until this job is undeservedly terminated. Having unexpectedly come into possession of a revolver, the depressive clown mutates into the acclaimed joker who makes headlines as a mass murderer and around whom all the socially disadvantaged of the run-down, late-capitalist megacity Gotham rally in a huge, aggressive protest movement. The line between reality and megalomania becomes blurred. The development of the film’s protagonist is psychodynamically explored and an attempt made to understand the great success of this almost apocalyptic film, which was made at a time when mass demonstrations were becoming increasingly frequent due to extreme social and global conditions.

Schlagworte: Gesellschaft, Aggressivität, Massenmord, society, Filmanalyse, aggressiveness, film analysis, mass murder
Formate: pdf, html
Theo Piegler
Seite 184 - 190 | doi: 10.21706/pdp-21-2-184
Mitteilungen aus der Gesellschaft
Aktuelles von der DFT
Formate: pdf, html
Seite 193 - 197 | doi: 10.21706/pdp-21-2-193
Der interessante Fall
»Wie meine Großmutter, wie meine Mutter, so auch ich?«
Transgenerationale Weitergabe traumatisch-destruktiver Erfahrungen

Herr D. wurde mit dem klinisch führenden Symptom einer massiven inneren Anspannung und motorischen Unruhe im Rahmen einer mittelgradig depressiven Episode bei bekannter rezidivierender depressiver Störung und einem quälenden Tinnitus zur stationären psychosomatisch-psychotherapeutischen Behandlung aufgenommen. Die Familienanamnese ergab, dass seine eigene Lebensgeschichte sowie die seiner Herkunftsfamilie von Ohnmachts- und Überwältigungserfahrungen geprägt waren, die nur im Zusammenhang mit den Massensuiziden am Ende des Zweiten Weltkrieges zu verstehen waren. Es gelang insbesondere über die Musiktherapie ein Zugang zu dem Überwältigungserleben, was so behandelbar gemacht werden konnte. Neben Überlegungen zur Psychodynamik des Patienten stellen wir das Phänomen des Massensuizids im Allgemeinen und die Suizidwelle zum Ende des Nationalsozialismus im Besonderen vor.

Mr. D. was admitted for inpatient psychosomatic-psychotherapeutic treatment with the clinically leading symptom of massive inner tension and motoric agitation in the context of a moderate depressive episode and with a known recurrent depressive disorder and a tormenting tinnitus. The family history revealed his own biography and that of his family of origin was characterized by experiences of powerlessness and being overwhelmed, something that could only be understood in relation to the mass suicides at the end of the World War II. We were able to access the overwhelming experiences, especially with the help of music therapy both in group and individual settings; which made it easier to treat them. In addition to reflections on the psychodynamics of the patient, we present the phenomenon of mass suicide in general and the wave of suicides at the end of the Third Reich in particular.

Schlagworte: Transgenerationale Weitergabe, Musiktherapie, Music therapy, Massensuizid, erweiterter Suizid, suizidales Spektrum, mass suicide, extended suicide, transgenerational transmission, suicidal spectrum
Formate: pdf, html
Carsten Spitzer, Jan Neumann, Annegret Körber
Seite 198 - 209 | doi: 10.21706/pdp-21-2-198
Buchbesprechungen
Die Politisierung der Lust: Sexualität in der ­deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts
Formate: pdf, html
Hertha Richter-Appelt
Seite 210 - 211 | doi: 10.21706/pdp-21-2-210
Psychodynamische Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Formate: pdf, html
Marc Birkhölzer
Seite 212 - 213 | doi: 10.21706/pdp-21-2-212

Autor:innen


© privat

Carsten Spitzer(Hrsg.)

Prof. Dr. med. Carsten Spitzer studierte Medizin in Aachen und Lübeck. Er promovierte bei Prof. Dr. Harald J. Freyberger (einem der Gründung...

Prof. Dr. med. Carsten Spitzer studierte Medizin in Aachen und Lübeck. Er promovierte bei Prof. Dr. Harald J. Freyberger (einem der Gründungsherausgeber dieser Zeitschrift) zu Patienten mit Konversionsstörungen und beschäftigt sich seither klinisch und wissenschaftlich mit dem Konstrukt der Dissoziation und der Psychotraumatologie. 
Als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie leitete er von 2012 bis 2019 als Ärztlicher Dir...

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Annegret Boll-Klatt(Hrsg.)

Annegret Boll-Klatt, Dr. phil. Dipl.-Psych., Psychologische Psychotherapeutin; Leiterin der Ambulanz des Instituts für Psychotherapie (IfP) des Uni...

Annegret Boll-Klatt, Dr. phil. Dipl.-Psych., Psychologische Psychotherapeutin; Leiterin der Ambulanz des Instituts für Psychotherapie (IfP) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf; Dozentin, Supervisorin und Lehrtherapeutin an zahlreichen psychologischen und ärztlichen Aus- und Weiterbildungsinstituten und an der Ärztekammer Schleswig-Holstein


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© privat

Sebastian Euler(Hrsg.)

Sebastian Euler, PD Dr. med., Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, speziell Psychosomatische und Psychosoziale Medizin (SAPPM) sowie...

Sebastian Euler, PD Dr. med., Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, speziell Psychosomatische und Psychosoziale Medizin (SAPPM) sowie Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik (SSCLPP), Psychoanalytischer Psychotherapeut (EFPP) und Gruppenanalytiker (D3G), stv. Klinikdirektor der Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik am Universitätsspital Zürich (USZ). Er ist Träger des Hamburger Preises Persönlichkeitsstörungen 2017, Mitherausgeber der Psychodynamischen Psychotherapie ...

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