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PTT - Persönlichkeitsstörungen: Theorie und Therapie, 2018, Jg. 22, Ausgabe 2

PTT - Persönlichkeitsstörungen: Theorie und Therapie, 2018, Jg. 22, Ausgabe 2

Masochismus

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Bibliographische Angaben


1. Auflage, Erscheinungstermin: 02.02.2018
ISSN print: 1433-6308 / ISSN digital: 2625-0780

Details


Editorial
Formate: pdf, html
Peer Briken, Otto F. Kernberg
Seite 89 - 90
Die Selbstverletzung und ihre Beziehung zum Masochismus

Der Fall der Patientin S., die nach einer geschlechtsangleichenden Operation (Mann zu Frau) eine Tendenz entwickelt hat, sich regelmäßig durch Schnitte an den Armen und manchmal auch im Genitale selbst zu verletzen, bildet den Ausgangspunkt, um die vielen klinischen und theoretischen Aspekte des Masochismus zu illustrieren und strukturiert darzustellen. Die Sichtweise von Stoller (1976) und Coen (1988) haben sich dabei als Leitlinien bewährt. Das als Niederlage erlebte Trauma, das durch die aktuelle Erregung im Ritual dem Patienten als kontrollierbar und im Triumph überwindbar erscheint, ist Angelpunkt der Psychodynamik und aller Behandlungsüberlegungen. Die Höhe des Beitrags destruktiv-aggressiver Motivation zur gesamten Beziehungsdynamik des Patienten hat Anlass für Typologien des Masochismus gegeben, wobei zumindest ein eher neurotisch strukturierter benigner von einem malignen Masochismus mit Borderlinestruktur und massiven destruktiv-aggressiven Motivationsanteilen zu unterscheiden ist (der paraphile Masochist). Fallvignetten und die Literaturübersicht verdeutlichen, dass die Destruktivität, selbst wenn sie mit sexueller Erregung legiert ist, keineswegs vor dem Risiko des eigenen Todes Halt macht.

The case-vignette of a patient who developed a tendency of wrist-cutting and even injuring the genital after a sex reassignment surgery is the starting point for a detailed discussion of clinical and theoretical as well as empirical aspects of the phenomenon of self-injury, masochism and its relation. The concepts of Stoller (1976) and Coen (1988) have turned out to be the most valuable in further understanding as well as treatment of this phenomenon. Pivot point of psychodynamic explanations and psychotherapeutic conceptions is the fact that psychic trauma experienced as defeat in personal history may be reversed in the experience of triumph by ritualised and controlled repetitions in early adulthood. Appraisal of the share of aggressive-destructive motivation in the entity of the relational dynamics of patients provided an incentive for the creation of typologies of masochism. In this sense a more neurotic structured „benign“ masochism will be differentiated from a more malign form with borderline-structure and a high amount of aggressive and destructive tendencies. Examples from literature make clear that destructivity in these cases – even if blended with sexual arousal – has no clear barriere to stop even when it comes to the risk of lethal self-destruction.

Schlagworte: Persönlichkeitsstörung, Selbstverletzung, Masochismus, personality disorder, paraphilia, masochism, Paraphilie, self-injury
Formate: pdf, html
Wolfgang Berner
Seite 91 - 104
Der Schmerz als Heimat
Zur Genese masochistischer Beziehungsstrukturen

Dieser Beitrag befasst sich mit der strukturellen Dynamik (sado-)masochistischer Beziehungskonstellationen, deren Genese zunächst historisch, in ihren divergenten ätiopathogenetischen Konzeptionen und klinischen Manifestationen hergeleitet wird. Dabei zeigt sich, dass Masochismus nicht ohne seinen Gegenspieler Sadismus verstanden werden kann und beide Kehrseiten ein und desselben Phänomens, mit gleichwohl unterschiedlichen Akzentuierungen, repräsentieren. Zentral ist ferner, dass (sado-)masochistische Arrangements nicht zwingend an sexuelle Praktiken geknüpft sind und masochistisches Agieren als eine präödipal verankerte sowie persistierende Bewältigungsstrategie traumatischer Erfahrungen interpretiert wird, das zugleich vor einer schweren psychopathologischen Desintegration schützen soll. Anhand von klinischem Fallmaterial werden zum einen der Zusammenhang von (sado-)masochistischen Beziehungskonstellationen und Suizidialität sowie zum anderen paradigmatische (sado-)masochistische Inszenierungen und Praktiken am und mit dem Körper aufgezeigt.

This article discusses the dynamics of (sado-)masochistic relationship constellations. At first, their formation will be illustrated by bearing on historical concepts showing diverse etiopathogenetic notions and clinical manifestations. It becomes clear that masochism cannot be understood without considering its opponent sadism, as both represent two sides of a single phenomenon, however, emphasizing oppositional elements. Moreover, it will be put forward that (sado-)masochistic constellations are not necessarily bound to sexual practices. They must be apprehended as pre-oedipal motivated, preserving coping strategies against traumatic experiences trying to avoid pathological disintegration. By summoning on clinical case material the correlation of (sado-)masochistic relationship patterns and suicidality as well as typical (sado-)masochistic re-enactments and practices on and with the body will be demonstrated.

Schlagworte: Trauma, Suizidalität, suicidality, Sadomasochistische Beziehungsarrangements, Masochistisches Agieren, Masochistische Inszenierungen und Körperpraktiken, Sadomasochistic Relationship Constellations, Masochistic Acting In and Acting Out, Masochistic Enactments and Body Practices
Formate: pdf, html
Benigna Gerisch
Seite 105 - 116
Maligner Selbstbezug
Versuch einer Verortung der depressiven und der masochistischen Persönlichkeit in der aktuellen diagnostischen Nomenklatur

Depressive Persönlichkeitsstörungen und ihre Derivate (z. B. die depressiv-masochistische Persönlichkeit) haben zwar klinisches Interesse erlangt, wurden aber nicht formell in vorhandene Diagnostikhandbücher aufgenommen. Da diesem Konstrukt möglicherweise nicht genügend Beachtung geschenkt wurde, konzipierte Huprich (2014) das Konstrukt des malignen Selbstbezugs. Davon ausgehend wurde eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt, die sich als verlässlich und valide erwiesen haben. Maligner Selbstbezug ist eine dimensionalisierte Repräsentation der historischen depressiven Persönlichkeit und es gibt erste Belege, dass er mit Erfolg die Persönlichkeitsstruktur von Individuen identifiziert, die mit chronischer Depression, Gefühlen von Unzulänglichkeit, Scham, übermäßiger Schuld und Perfektionismus in Erscheinung treten und Schwierigkeiten im Umgang mit Wut haben.

Depressive personality disorder and its derivates (i. e., depressive-masochistic personality) have been of interest clinically but have failed to be formally included into extant diagnostic manuals. Because these constructs may not have been well-assessed, Huprich (2014) proposed the construct of malignant self-regard. A number of studies have been conducted on the construct, which has been found to be reliable and valid. Malignant self-regard is a dimensionalized representation of the historical depressive personality, and early evidence suggests that it successfully identifies the personality structure of those who present with chronic depression and feelings of inadequacy, shame, excessive guilt, perfectionism, and difficulties in managing anger.

Schlagworte: depressive Persönlichkeit, chronische Depression, Masochismus, chronic depression, masochism, Maligner Selbstbezug, Depressive Personality, Malignant Self-Regard
Formate: pdf, html
Steven K. Huprich
Seite 117 - 132
Ja, es tut schön weh und ist angenehm demütigend!
Informationen über einvernehmlichen Sadomasochismus

Ja, es gibt Leute, die leben einvernehmlichen SM und sind glücklich damit. Die Zuschreibungen von außen als krank, pervers, abartig werden abgelehnt. Leiden an SM ist meist von der Gesellschaft induziert, die nicht versteht, was da passiert, oder aus Mangel an einem Partner / einer Partnerin. SM in seinen Spielarten ist eine Verhandlungs-Sexualität, denn um Einvernehmlichkeit zu gewährleisten müssen vorher Regeln und Grenzen geklärt werden. Früher war jemand, der für sich SM entdeckt hat, oft alleine. Heute gibt es diverse Anlaufstellen, Stammtische und Vereine sowie Partys und natürlich Online-Communities.

Yes, there are people, who live their way of consensual BDSM and they are happy with it. The attributions from outside as ill, perverted and so on, are refused by them. Suffering of BDSM is linked to its rejection by society, which does not understand what is going on, or it may be induced by the lack of a suitable partner. BDSM is a form of negotiating sexuality, because you have to talk and to check personal borders, so it will be consensual. In earlier times, people who found out that they are sadomasochists, often lacked a possibility to talk about it. But today there are support groups, organisations, parties and online-communities.

Schlagworte: Rollenspiel, BDSM, Sadomasochismus, sadomasochism, Einvernehmlichkeit, Intensität, Consensuality, Intensity, Roleplay
Formate: pdf, html
Matthias T. J. Grimme
Seite 133 - 141
Wer muss gerettet werden?
Gegenübertragungskonstellationen und therapeutische Haltungen zwischen Masochismus und Allmachtsphantasien

Auch wenn heutige Definitionen von Gegenübertragung Eigenanteile der therapierenden Person explizit mit einschließen, werden diese in der konkreten Gegenübertragungsanalyse häufig vernachlässigt. Dieser Artikel befasst sich mit solchen Eigenanteilen, die in Form von bestimmten Einstellungen, Persönlichkeitsmerkmalen oder aktuellen Lebensbedingungen Einfluss auf die therapeutische Beziehung haben und die Gegenübertragungsanalyse erschweren können.

Im ersten Abschnitt wird beschrieben, wie ein psychotherapeutisches Rollenverständnis gepaart mit eigenen Persönlichkeitsanteilen zu einer masochistisch-narzisstischen therapeutischen Haltung führen kann. Hier wird der Begriff Masochismus nicht als psychopathologischer Begriff benutzt, sondern umschreibt eine (nicht primär sexuelle) Haltung des Sich-Aufopferns, Ertragens, Sich-Unterwerfens (s. u. Alltagsmasochismus).

Im zweiten und dritten Abschnitt gehen wir auf spezielle Konstellationen ein, bei denen wegen der zugrunde liegenden Problematik Eigenanteile der therapierenden Personen an einer masochistisch-narzisstischen Gegenübertragungsdynamik besonders leicht übersehen werden können. Zunächst beschäftigen wir uns am Beispiel kosmetischer Chirurgie mit der Frage, welche Auswirkungen das Infragestellen der körperlichen Integrität auf die therapierende Person und ihr Rollenverständnis haben kann. Im Anschluss geht es um die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit einer sexuell masochistischen Problematik und entsprechender Gegenübertragungskonstellation in der therapeutischen Beziehung.

Ziel des Artikels ist es, den Blick für masochistisch-narzisstische Eigenanteile der therapeutischen Person in bestimmten Gegenübertragungssituationen zu schärfen. Dem Kennen und Erkennen eigener Grenzen und Begrenzungen wird dabei eine besondere Bedeutung zugemessen; nicht, um heftige Gegenübertragungsreaktionen zu vermeiden, sondern, um diese besser einordnen und mit diesen umgehen zu können.

Even if today’s definitions of countertransference explicitly include the therapist’s own contributions, they are often neglected in the concrete countertransference analysis. This article deals with such contributions which influence the therapeutic relationship in the form of certain attitudes, personality traits or current living conditions and which can make countertransference analysis more difficult.

The first section describes how a psychotherapeutic understanding of roles paired with own personality contributions can lead to a masochistic-narcissistic therapeutic attitude. Here, the term masochism is not used as a psychopathological term, but describes an (not primarily sexual) attitude of sacrificing, yielding, submitting (everyday masochism).

In the second and third section, we discuss special constellations in which, due to the underlying problem, the therapist’s own contributions in a masochistic-narcissistic countertransference dynamic can be particularly easily overlooked.

First, we will take the example of cosmetic surgery to examine the question of what impact the question of physical integrity on the person undergoing therapy and their role understanding can have. Afterwards, we discuss the treatment of patients with a sexual masochistic tendency and the corresponding countertransference constellation in the therapeutic relationship.

The aim of this article is to sharpen the view for masochistic-narcissistic contributions made by the therapeutic person in certain countertransference situations. Knowing and recognizing one’s own boundaries and limitations is given a special significance; not to avoid violent countertransference reactions, but to better categorize and deal with them.

Schlagworte: Gegenübertragung, Masochismus, countertransference, self-harm, masochism, Masochistische therapeutische Haltung, Sexueller Masochismus, Selbstschädigung, Masochistic therapeutic Position, Sexual Masochism
Formate: pdf, html
Annika Flöter, Viktoria Märker, Vivian Jückstock
Seite 142 - 152
Masochismus und Gegenübertragung
Von Dominas, Psychotherapeuten und der Lust an der ­Unterwerfung

In diesem Artikel sollen die Gefühle, die Menschen mit masochistischen Neigungen in ihrem Gegenüber auslösen, dargestellt werden. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse der Gegenübertragungsgefühle von Psychotherapeuten in Behandlungen von zwei Gruppen von Patienten. Während bei der Arbeit mit Patienten mit Persönlichkeitsstörungen ein Mischbild mit schnellen Wechseln zwischen den Positionen des Quälenden und des Gequälten und eine große Bandbreite von Gegenübertragungsgefühlen vorliegt, zeigt sich bei der Behandlung von Menschen mit Paraphilien eine statischere, weniger wechselnde Gegenübertragung. Eine ständige lebhafte Analyse der eigenen emotionalen Reaktion und daraus entstehender Impulse bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der therapeutischen Abstinenz ist in beiden Fällen von großer Relevanz.

This article outlines the emotions that people with masochistic tendencies induce within their counterparts. It focusses on the analysis of the countertransference emotions of psychotherapists treating two different groups of patients. The treatment of patients with personality disorders is characterized by a mixed image of abrupt changes between the positions of the tormenting and the tormented and by a wide spectrum of countertransference emotions. The countertransference treating people with paraphilias comes across as more stable and permanent. An ongoing vivid analysis of one’s own emotional responses and the resulting impulses while simultaneously maintaining the therapeutic abstinence is highly relevant in both cases.

Schlagworte: Gegenübertragung, Persönlichkeitsstörung, Masochismus, personality disorder, countertransference, paraphilia, masochism, Paraphilie, Sadomasochistische Neigungen, Sadomasochistic Tendencies
Formate: pdf, html
Birger Dulz, Torvi Abel, Tobias Thöring
Seite 155 - 163
Kongressnachlese: Eine unmögliche Veranstaltung
Wege zur Integration innerhalb und außerhalb des Sprech­zimmers: Ein Tagungsbericht „MBT und TFP im Diskurs – ein Therapy Slam“
Formate: pdf, html
Dominik Schoeller
Seite 164 - 174
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