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PTT - Persönlichkeitsstörungen: Theorie und Therapie, 2005, Jg. 9, Ausgabe 4

PTT - Persönlichkeitsstörungen: Theorie und Therapie, 2005, Jg. 9, Ausgabe 4

Transkulturelle Aspekte

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.12.2005
ISSN print: 1433-6308 / ISSN digital: 2625-0780

Details


Editorial
Formate: pdf, html
Horst Kächele, Peter Buchheim
Seite 181 - 183
Kultursensibles Handeln in der Psychiatrie und Psychotherapie

Kulturelle Sensibilität und kulturelle Kompetenz sind in unserer multikulturellen Gesellschaft Voraussetzung psychiatrischen beziehungsweise psychotherapeutischen Handelns. Nach einer Einführung in die Konzepte der transkulturellen Psychiatrie, der Migrationsforschung und der Auswirkungen weltweiter Nichtbeachtung der Menschenrechte für unsere Patienten werden am Beispiel der Versorgungsregion Kaufbeuren Wege aufgezeichnet, die Kultursensibilität der Mitarbeiter zu fördern.

Cultural sensibility in psychiatry and psychotherapy
Cultural sensibility and cultural competence are basic prerequisites of professional psychiatric and psychotherapeutic help in our multicultural society. After discussing the development of concepts of transcultural psychiatry, research on migrants and addressing the different ways in which the violation of basic human rights affects the health of individuals and confronts professionals with new challenges, a psychiatric service in Kaufbeuren/Germany is presented to exemplify how cultural sensibility and competence can be enhanced by simple concrete steps and projects.

Schlagworte: Menschenrechte, Migration, Transkulturelle Psychiatrie, Transcultural Psychiatry, cultural sensibility, Kulturelle Sensibilität, kulturelle Kompetenz, Förderung kultureller Sensibilität, cultural competence, human rights violation, enhancement of cultural sensibility
Formate: pdf, html
Michael von Cranach
Seite 184 - 189
»... dann sind wir aber einem falschen Messias aufgelaufen!«
Historischer Wander als Anpassungstrauma

Die psychische Situation der ehemaligen DDR-Bürger nach Erhalt der Staatsbürgerschaft der BRD wird anhand der Über-Ich-Entwicklung und ihre Einbettung in gesellschaftliche Kontexte beschrieben. Freuds Theorie vom Kultur-Über-Ich ermöglicht dabei eine differenzierte Betrachtung von Verlusterfahrungen nach 1989 bei Menschen, die mit dem politischen System in der DDR stark identifiziert waren. Am Beispiel eines 1925 geborenen Vertreters der Aufbaugeneration der DDR wird dargestellt, wie sich nach historischen Umbrüchen Identifizierungen und Ich-Ideale im Laufe des Lebens wandelten und wie der Integrationsprozess in die Bundesrepublik von 1990 bis 2003 bewältigt wurde. Der Wandel von Über-Ich-Inhalten diente bei diesem Fall der Abwehr von depressiven Symptomen und der Kompensation von Selbstwertzweifeln. Abschließend wird der Blick auf eine generelle Problematik der Großeltern-Generationen in der Bundesrepublik gelenkt. In Zeiten eines rasanten soziokulturellen Wertewandels kann damit gerechnet werden, dass die früher Selbstvertrauen vermittelnden Ich- Ideale und die früher soziale Orientierung vermittelnden Über-Ich- Inhalte im Alter bei Konfrontation mit einem veränderten KulturÜber- Ich unter Umständen versagen.

»... most likely we courted a false prophet!«. Historical change as adaption trauma
The mental health of the former GDR (German Democratic Republic) citizens after becoming citizens of the FRG (Federal Republic of Germany) is described by the super-ego development and its embedding in social context. Freud's theory of the cultural super-ego enables a differentiated view of loss experiences by people after 1989, identified strongly with the political system at the GDR. According to the example of a male representative born in 1925 of the GDR build up-generation it is shown how identifications and ego-ideals in the course of life get changed after historical changes and how the integration process gets accomplished between 1990 and 2003 within the Federal Republic. The change of super-ego contexts conduces for defence of depressive symptoms and compensation of self-worth doubts. The view is focused at the end on general problems of the grandparents´ generation in the FRG. You can reckon within that fast socio-cultural re-evaluation time that the former self-confidence imparting ego-ideals and the former social orientation imparting super-ego contexts fail at the age at confrontation with a changed cultural super-ego.

Schlagworte: DDR, Ich-Ideal, Identifizierung, identification, ego-ideal, GDR, Kultur-Über-Ich, soziokultureller Wandel, Cultural super-ego, socio-cultural change
Formate: pdf, html
Annemarie Karutz
Seite 190 - 200
Verlorene Kindheit

In dieser Arbeit wird die Identitätsentwicklung von Kindern im ehemaligen Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg in Zusammenhang mit den Kriegen der letzten Dekade diskutiert. Viele Kinder des ehemaligen Jugoslawiens waren und sind Kinder aus gemischten Ehen. »Meine Mutter ist Serbin, mein Vater Kroate, ich war Jugoslawe und nun bin ich nichts.« Ethnische Konflikte führen zu ernsten Problemen für Jugendliche. Die gegenseitige Beeinflussung von individueller und Gruppenidentität im Krieg, Krisen auf Gruppenniveau die zu Aggression und ethnischen Säuberungen führen können, haben im Falle des ehemaligen Jugoslawiens möglicherweise auf Jahre hinaus Auswirkungen auf die folgenden Generationen. Die Weitergabe von Traumata an die nächsten Generationen ist ein wichtiger Aspekt dieses Problems.

Lost childhood
In this paper the identity development of children of the former Yugoslavia after World War II in relation to the wars of the last decade is discussed. Many children of the former Yugoslavia were and are children of mixed marriages: »My mother is Serbian, my father Croatian, I was Yugoslavian and now I am nothing.« Ethnic conflicts lead to serious problems for adolescents. In the case of the former Yugoslavia the mutual influence of individual and group identity during the war and in the crisis of groups leading to aggression and ethnic cleansing may have an impact on the following generations. The transmission of trauma to the next generation is one crucial aspect of the described problem.

Schlagworte: Identitätsentwicklung, identity development, politische Gewalt, political violence, ehemaliges Jugoslawien, Weitergabe von Traumata, former Yugoslavia, transmission of trauma
Formate: pdf, html
Tamara Stajner-Popovic
Seite 201 - 211
Traumatisierung durch politische Gewalt in Bulgarien
Ein Versuch, mit den Folgen zu arbeiten

In diesem Artikel wird die Tätigkeit des einzigen bulgarischen Zentrums für psychosoziale und medizinische Unterstützung von Opfern politischer Gewalt in ihren verschiedenen Aspekten (Erreichbarkeit für Klienten, Diagnostik, therapeutische Strategien) dargestellt. Das Team des Zentrums arbeitet auf der Grundlage des psychodynamischen Denkens. Die Klienten sind vorwiegend alte Menschen, die während der kommunistischen Herrschaft Traumatisierung durch Gewalt in Konzentrationslagern und Gefängnissen erlebt haben. Ihre aktuellen innerseelischen Schwierigkeiten sind als eine Folge der Verbindung im Unbewussten des real erlebten mit dem frühkindlichen Trauma zu verstehen. Daraus ergeben sich verschiedene Erlebnisweisen auf der Grundlage verschiedener Persönlichkeitsstrukturen. Obwohl die meisten Klienten des Zentrums kein Interesse an einer Psychotherapie zeigen, beteiligen sie sich an anderen Aktivitäten mit therapeutischer Wirkung, zum Bespiel an einer Diskussionsgruppe oder am Programm für das Sammeln von Zeitzeugnissen. In einigen Fällen werden jedoch auch langfristige Einzelbehandlungen durchgeführt.

Traumatization through political violence in Bulgaria: an attempt to work with the consequences
In this paper we describe the work of the only Bulgarian center for psychosocial and medical support (outreach, diagnosis, therapeutic strategies) for treating victims of political violence. The team of the center is working with a psychodynamic oriented psychotherapeutic background. The clients are predominantly aged people, who were traumatized by experiences in concentration camps and jails during the communistic regime. Their current problems have to be understood as a consequence of the unconscious association between real experienced trauma and early childhood trauma. This leads to different modes of experiences on the basis of different personality structures. Though most of the clients do not show any interest in a psychological therapy, they participate in other activities with psychotherapeutic effect, e.g. in discussion groups or programs for collecting testimonies. In some cases long-term single psychotherapy was offered.

Schlagworte: psychodynamische Psychotherapie, Trauma, psychodynamic psychotherapy, psychosoziale Unterstützung, psychosocial support, politische Gewalt, political violence, Bulgarien, Bulgaria
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Genchev Evgeni, Nikola Atanassov
Seite 212 - 221
Das Konzept des Traumas im klinischen Kontext
Qualitative Fallstudie einer durch Missbrauch, Gefängnis, Folter und KZ traumatisierten Patientin als Beweisgrundlage basierend auf klinischen Verfahren

Forschung kann Theorien, Modelle, auch die persönliche Modellbildung eines Klinikers und die Konzeption seines klinischen Alltags beeinflussen. Formal quantitative empirische Forschung versucht solche Feststellungen und Aussagen zu falsifizieren. Die Logik qualitativer Forschung ist insoweit davon verschieden, als sich der Forschungsschwerpunkt auf das Neue und Spezifische im untersuchten Bereich richtet. Phänomene werden in ihrem Kontext untersucht und generalisiert, nicht auf der Basis von Daten (x bestimmt y), sondern auf der phänomenologischen Ebene. Die Ergebnisse der qualitativen Forschung könnten im Stande sein, die Aussagen zu beeinflussen, zu modifizieren, zu bestätigen beziehungsweise auszuschließen und die Möglichkeit für die Bildung neuer Modelle/theoretischer Behauptungen zu eröffnen, es geht weniger darum, sie zu falsifizieren. Ich werde Befunde von sorgfältigen Fallstudien extrem traumatisierter Patienten vorstellen, die psychotherapeutisch behandelt wurden und werde die Relevanz dieser Untersuchung für die konzeptuelle Forschung von Trauma und Traumatisierung diskutieren.

Qualitative case research as basis for evidence based clinical practice
The paper starts with an overview of the term trauma with its different meanings and severity. Then findings from intensive qualitative single cases of extreme traumatized patients in psychotherapy are presented. Five psychotherapeutic processes were analyzed with the assimilation model of Stiles. The therapies were psychoanalytic oriented. The assimilation model is an observation strategy, which focuses on traces of past problematic experiences and their degree of assimilation process. Further the relevance of this research for conceptual research on trauma and traumatization is discussed. Research may influence theories, models and the clinician's private models and conceptions of clinical reality. Formal quantitative empirical research attempts to falsify these statements and propositions. The logic of qualitative research is different in that the process of research aims at the new and specific for the field or material that is researched. Phenomena are analyzed in their context and generalizing is done, not at the level of data (x predicts y), but at the level of phenomena where an event is understood in context. Rather than falsifying propositions, results in qualitative research may be said to influence, modify and qualify/disqualify propositions and possibly give rise to new models/theoretical propositions.

Schlagworte: Trauma, Psychoanalytische Therapie, psychoanalytic psychotherapy, Qualitative Einzelfallforschung, evidenzbasierte klinische Praxis, Assimilationsmodell, Qualitative case research, evidence based clinical practice, assimilation model
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Sverre Varvin
Seite 222 - 233
Kindheitstrauma und Angstträume im Erwachsenenalter
Eine psychoanalytische Perspektive

Der vorliegende Beitrag soll herausarbeiten, inwiefern frühe traumatische Ereignisse (Kriegserfahrung) einen nachhaltigen Eindruck im Kind bewirken, ohne zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung zu führen, jedoch im Erwachsenenleben ihre Spuren hinterlassen. Dazu werden zwei klinische Fallbeispiele von erwachsenen Patientinnen mit einer Angststörung herangezogen, um diese Frage zu illustrieren. Beide Patientinnen hatten einen deutlichen Ambivalenzkonflikt mit ihrer Mutter, was auf eine unsicher- ambivalente Bindung als Disposition hinweisen könnte. Die Kasuistiken zeigen auf, dass anhaltende Effekte von traumatischen Erfahrungen möglicherweise in einer Form vorkommen können, welche zunächst nicht sichtbar dem früheren traumatischen Ereignis zugeordnet werden können und durch intensive psychoanalytische Arbeit, insbesondere mit Hilfe von Traumanalysen, aufzudecken sind.

Childhood trauma and adult anxiety dreams: A psychoanalytic perspective
This paper discusses, how early traumatic events (war experiences) become deeply imprinted in the mind of the child without leading to a posttraumatic stress disorder, and how these experiences leave their traces in adult life. Two single cases of adult female patients with a present anxiety disorder are described to illustrate this clinical question. Both patients have an ambivalence conflict with their mothers, what indicates that they may have had an insecure-ambivalent attachment relationship with their caregiver. The case-studies show that traumatic events and their ongoing impact can appear in a mode, which is not visibly related to the traumatic event at first sight, and how psychoanalytic work, especially dream analysis, may reveal this unconscious connection.

Schlagworte: Psychoanalyse, posttraumatische Belastungsstörung, Angststörung, psychoanalysis, posttraumatic stress disorder, anxiety disorder, Traumanalyse, Politisches Trauma, Political trauma, dream analysis
Formate: pdf, html
Dov R. Aleksandrowicz
Seite 234 - 236
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