Die Untersuchung der ersten Schritte eines Interviews ist nicht nur interessant, sondern auch wichtig. Sie kann uns in besonderem Maße dazu verhelfen, durch die notwendige Kritik uns im Gebrauch unseres therapeutischen Instrumentes zu vervollkommnen. Sie zeigt uns, wie sehr uns unsere Schulung in den Methoden der »einpersonalen Medizin« während unseres Studiums und unserer voranalytischen, somatologischen ärztlichen Tätigkeit geprägt hat. Es ist ein mühevoller und anstrengender Weg, so gründlich umzulernen, daß auch gerade die Anfänge jeder psychotherapeutischen Tätigkeit, die Stunden des Erstinterviews, davon erfaßt werden. Hier legt uns die soziale Rolle des Arztes weit stärkere Fallstricke als die spätere Rolle des Analytikers. Alle Untersucher des Erstinterviews haben die gleiche Erfahrung machen müssen. Auch Gill, Newman und Redlich haben das in offener Selbstkritik und -erkenntnis konstatiert: »Wir möchten wiederum betonen, wieviel wir gelernt haben, als wir die Aufnahmen der Interviews abhörten; wie schmerzlich wir der Tatsache gewahr wurden, daß unsere Praxis so merklich von unserer Theorie abweicht, wie anders wir uns verhielten, als wir unsere Rolle eigentlich auffaßten — Dinge taten oder sagten, die uns später sehr überraschten« (S. 414 ff.). Die zunehmende Kontrolle unseres Vorgehens wird es uns ermöglichen, das diagnostische Interview gleichzeitig auch zu einem therapeutischen Prozeß zu machen. Dadurch kann vom Beginn einer Arzt-Patient-Beziehung an das Ziel jeglicher Psychotherapie angestrebt werden, das Michael und Enid Balint (S. 169) beschrieben: »Das Ziel der Therapie müßte es dann sein, dem Patienten die Möglichkeiten zu eröffnen, sich selbst zu verstehen, eine bessere Lösung für seine Konflikte zu finden und dadurch die Integration zu erreichen, die sich bei ihm bisher unter dem Druck der gestörten Beziehungen zu seiner Umwelt nicht entwickeln konnte.«
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