Die Annahme einer emotionalen Entwicklungstrilogie gibt einen nützlichen und wertvollen Bezugsrahmen ab, mit dessen Hilfe man die Resultate von sozialen Entwicklungsstudien strukturieren kann, vor allem die bei Primaten gewonnenen. Bei Rhesusaffen erzeugt eine soziale Isolierung von der Geburt bis zu 90 Tagen zunächst Angst in einer sozialen Situation. Mit 90 Tagen ist jedoch die Angst noch nicht so vollständig entwickelt, daß sie die Möglichkeit zur Bildung sozialer Zuneigung ausschließt. So entwickeln diese Tiere Liebesbindungen, welche dazu dienen, die soziale Angst, und in der Folge die Aggression, zu kontrollieren. Im Fall von Isolierung während der ersten 180 Lebenstage erstreckt sich die Zeit der Versagung über die Phase hinaus, in der Zuneigung sich leicht bilden kann, vielleicht weil die soziale Angst nun ein sehr mächtiger Faktor geworden ist. Diese Tiere zeigen eine soziale Angst, die nicht nur permanent stärker als jede Zuneigung zu sein scheint, sondern auch das Auftreten von Aggressivität verzögert. Eine zwölf Monate dauernde Isolierung zerstört jede Hoffnung auf soziale Zuneigung, und die soziale Angst ist sogar noch stärker als bei den sechs Monate Isolierten. Wenn bei diesen Tieren tatsächlich Aggression auftritt, sind die Angriffe von Gesten der Angst wie der Aggression begleitet. Obschon die Angst die Äußerung von Aggression verzögert oder verhindert, wird sie nur durch eine vorangegangene Zuneigung wirksam kontrolliert. Bei den normal aufgezogenen Affen — jenen Affen, die mütterliche und frühe Pair-Zuneigung erleben — haben wir nie so häufige und andauernde Aggressionen gegen ihre Altersgenossen beobachtet wie bei den Tieren, die während des ersten Lebenshalbjahres partiell oder gänzlich isoliert waren.
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