Der Autor schlägt vor, zwischen personorientiertem, auf einzelne Mißstände bezogenem Protest und dem auf die Totalität der Lebensverhältnisse bezogenen revolutionären Verhalten zu unterscheiden, und empfiehlt, das politische Verhalten von Angehörigen der Protest und Revolutionsbewegungen daraufhin zu untersuchen, welche psychischen Instanzen (in welcher Kombination) darin zum Zuge kommen. Nur ein reflektiertes Verhältnis auch zu den eigenen Kategorien kann den Psychoanalytiker bei solchen Untersuchungen vor Fehleinschätzungen bewahren. Der geschichtliche Fortschritt vollzieht sich nicht unbedingt auf Wegen, die – im Sinne der jeweils herrschenden Vernunft – als »rational« gelten dürfen; aus verworrenen und abstrus erscheinenden Zielen und regressiven Verhaltensformen kann sich die Möglichkeit einer neuen Interpretation der sozialen Realität ergeben.
Protest which aims at persons and circumscript grievances is distinguished from revolutionary behaviour aiming at the change of life conditions as a whole. Political activity should be examined as to the structures of the mental apparatus (and the combination of structures) that are involved. A well-reflected relationship to the own value system is required from the analyst in order to avoid faulty evaluation. The ways of history cannot be immediately understood as ,rational' progress in the sense of accepted rationality; seemingly confuse aims and regressive patterns of behaviour may lead to new interpretations of social reality.
Ziferstein beklagt den stoischen Rückzug der Psychoanalytiker auf ihre Privatpraxis inmitten einer Gesellschaft, die unter der Drohung gewaltiger innerer und äußerer politischer Explosionen steht. Er verwirft die üblicherweise zugunsten des Nicht-Engagements vorgebrachten Argumente (Wahrung der wissenschaftlichen Objektivität, Wahrung des analytischen Inkognitos, Gefahr der Ablenkung von der Konzentration auf intrapsychische Prozesse) als Rationalisierungen und verweist auf die Tradition der streitbaren Psychoanalyse zur Zeit von Freud. Er vermerkt, daß bei der Aufrechterhaltung des status quo zwischen Herrschenden und Beherrschten sozialpsychologische Mechanismen eine entscheidende Rolle spielen, zu deren Außerkraftsetzung Psychoanalytiker einen wichtigen Beitrag leisten könnten. Abschließend werden Beispiele einer berufsspezifischen politischen Praxis im Umkreis der American Psychiatric Association vorgeführt.
The psychoanalyst and the problems of society
Ziferstein laments the stoic retreat of analysts to their private practices in the midst of a society threatened by powerful inner and outer explosions. He dismisses the common arguments favoring non-involvement such as preservation of scientific objectivity, maintenance of analytic incognito, and jeopardy of concentration on intrapsychic processes. He regards these as rationalizations and points out the tradition of polemical psychoanalysis in Freud's days. He observes that social psychological mechanisms play a decisive role in the preservation of the status quo as between ruler and ruled, and that psychoanalysts can make an important contribution to the reactivation of these mechanisms. In conclusion he cites examples relevant to professional practice falling in the domain of the American Psychiatric Association.
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