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PSYCHE, 1977, Jg. 31, Ausgabe 6

PSYCHE, 1977, Jg. 31, Ausgabe 6

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.06.1977
ISSN print: 0033-2623 / ISSN digital: 2510-4187

Details


Hauptbeitrag
Das Ich und die Anpassungs-Mechanismen

Parin unterscheidet Anpassungs- von Abwehrmechanismen. Es handelt sich um kultur- und schichtspezifische Modi der Bewältigung von Anforderungen der sozialen Umwelt. Realitätsgerecht eingespielt, entlasten und stabilisieren sie das Ich, schränken aber seine Flexibilität ein, wenn es gilt, rasch sich ändernden sozialen Gegebenheiten Rechnung zu tragen. Um die Anpassungsmechanismen zu erforschen, muß die vereinfachende Annahme einer wesentlich invarianten sozialen Umwelt aufgegeben werden. Der Mensch ist nicht Meister im sozialen Haus, sondern gehorcht bewußtlos den Imperativen sozialer Institutionen. Soll die Psychoanalyse dazu beitragen, daß drückende Sozialverhältnisse verändert werden, muß sie den Individuen dabei helfen, die Automatik unbewußt wirkender Anpassungsmechanismen zu brechen.

The Ego and the mechanisms of adaption
The »ethnopsychoanalytic« study of personalities belonging to different cultural areas and the attentive analysis of socially relevant attitudes in the classical psychoanalytical setting in Europe gave way to a renewed approach to Ego-psychology. Under the impact of social influences, mechanisms of adaptation are established which function automatically and unconsciously and provide a relative stability to the Ego structure. The description of three different mechanisms – called Group-Ego, Clan-Conscience and Identification with the (social) role – is mainly based on genetic and dynamic considerations. The vicissitudes, the functions and the deteriorations of these mechanisms are discussed. The spread of narcissistic disorders in today's industrial society may be derived from an increment of identifications with the role and a resulting overemphasis of narcissistic needs.

Schlagworte: Ich, Über-ich, Anpassung, Abwehrmechanismen
Formate: pdf
Paul Parin
Seite 481 - 515
Massenpsychologie und Ich-Analyse – Ein Lebensalter später

Statt von »Massen« wird gegenwärtig eher von (kleinen und großen) »Gruppen« gesprochen. Daß auch »Gruppen« häufig die Struktur der von Freud analysierten regressiven Massenbindung aufweisen, sich darum zu massenfeindlichen Zwecken einsetzen lassen, wird deshalb weniger deutlich gesehen. Die lebensgeschichtliche Arbeit am Aufbau einer Identität ist ein langwieriger und krisenhafter Prozeß. Die regressive Masseneinbindung von Individuen, ihre »Überfremdung durch Identitätswechsel« vollzieht sich hingegen oft in kürzester Frist, im rauschhaften Bekehrungserlebnis. Die Frage, ob es in »vaterlosen Gesellschaften« auch zu vaterlosen Massenbindungen neuen Typs kommt, ist noch ungeklärt.

Group-psychology and the analysis of the ego – one life-time later
Today one speaks of small and large groups (»Gruppen«) instead of mobs (»Massen«). Thus, it is more difficult to recognize that today's groups frequently have the same structure of regressive group bonds as those analyzed by Freud and that they can be mobilized for hostile purposes. The life-historical construction of an identity is a laborious and crisis-riddled process. But the regressive binding of individuals into a group and their self-estrangement through identity change can occur in the very shortest time, in the intoxicating experience of conversion. We are left with the unanswered question whether fatherless societies are marked by fatherless group bonds of a novel type.

Formate: pdf
Alexander Mitscherlich
Seite 516 - 539
Die »Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie«

Die (1905 erschienenen) »Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie« zählen wie die »Traumdeutung« zur grundlegenden Literatur der Psychoanalyse. Marcus führt die eigentümliche Struktur des Textes vor Augen: seinen Palimpsest-Charakter; die Plazierung der 2. Abhandlung; die Verbindung von Systematik und Offenheit; das Verhältnis von Konstruktion und Empirie. Die »Revolution« der »Drei Abhandlungen« bestand in der Aufhebung der kulturellen (wie individuellen) Amnesie über der infantilen Sexualität, in der Konstatierung des polymorph-perversen Charakters der menschlichen Sexualität, die den Sonderfall der heterosexuellen, genital zentrierten Sexualität erklärungsbedürftig macht.

Formate: pdf
Steven Marcus
Seite 540 - 560
Aus dem Archiv der Psychoanalyse
Zur Psychologie des Faschismus (1935) (Aus dem Archiv der Psychoanalyse)

Bei dem folgenden Text handelt es sich um das Manuskript eines Vortrags, der im Herbst 1935 vor einem großen Publikum in der Prager Volkshochschule Urania gehalten wurde. Die kampflose »Machtergreifung« der Nazis hatte neuerlich auf die enorme Bedeutung von Wunschphantasien und kollektiven Illusionen aufmerksam gemacht, die in bestimmten gesellschaftlichen Situationen die Bildung massenfeindlicher Massenbewegungen begünstigen. Ein Beitrag zur Verarbeitung der Erfahrung der letzten Jahre der Weimarer Republik war die Kritik sozialistischer Intellektueller wie W. Reich oder E. Bloch an der allzu abstrakten Propaganda der Arbeiterparteien. In diesem Kontext stand auch der Vortrag von Lowenfeld, in der er – das aktuelle Geschehen in Hitlerdeutschland mit Theoremen aus Freuds »Massenpsychologie und Ich-Analyse« erhellend – »Bruchstücke« und Anregungen zu einer »Psychologie des Faschismus« geben wollte, »da man die Bedeutung der psychologischen Faktoren heute nicht hoch genug einschätzen kann«: »Die ideologische Bedürftigkeit der Massen erweist sich als größer als ihr Hunger nach realen Gütern. Man kann ihnen »Ehre« statt Brot geben«. In einem »Nachtrag nach 40 Jahren« klärt der Autor, wer die eigentlichen Adressaten seiner Ausführungen waren, und vermerkt selbstkritisch, er habe die historische Figur Hitler, der er rückblickend entscheidende Bedeutung beimißt, seinerzeit, die Rolle der Persönlichkeit in der Geschichte mißachtend, ausgeblendet.

Schlagworte: Antisemitismus, Faschismus, Führer, Grundtriebe, marxistische Ideologie, Rassenideologie, kollektives Über-Ich
Formate: pdf
Henry Lowenfeld
Seite 561 - 579
Buchbesprechungen
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Seite 580 - 591
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