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PSYCHE, 1987, Jg. 41, Ausgabe 1

PSYCHE, 1987, Jg. 41, Ausgabe 1

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.01.1987
ISSN print: 0033-2623 / ISSN digital: 2510-4187

Details


Hauptbeitrag
Über Psychoanalyse und Antisemitismus

Von der kritischen Gesellschaftstheorie (Marx, Horkheimer, Adorno) ausgehend, bestimmt der Autor Antisemitismus als ökonomisch-sozialpsychologisches Phänomen, das auf der Deformation von Unbewußtem in falsches Bewußtsein beruht. Der Entstehungsprozeß dieses falschen Bewußtseins ist zu erhellen, und hier treffen sich kritische Gesellschaftstheorie und Psychoanalyse in ihrer aufklärerischen Potenz. Den Übergang vom marginalen vorkapitalistischen zum universalen modernen Antisemitismus bringt der Autor mit der Universalisierung der Warenproduktion und des Tauschwerts in einer verdinglichten Welt in Zusammenhang – es zeige sich im historischen Abriß, daß »Jude« und »Wert« im entwickelten Kapitalismus als identisch empfunden werden. Die Universalisierung von Warenproduktion und Wert bleibt aber unerkannt, statt dessen treten Warenfetischismus und Antisemitismus als falsches Bewußtsein zutage.

Psychoanalysis and anti-Semitism
On the basis of a critical theory of society (Marx, Horkheimer, Adorno) the author determines anti-Semitism as an economic-social-psychological phenomenon that rests on the deformation of the un-conscious into false consciousness. The task of clarifying the process by which this false consciousness is created is facilitated by the joint application of the enlightening potential of critical theory and psychoanalysis. The author draws a connection between the transition from marginal precapitalist to universal modern anti-Semitism on the one hand and the universalization of commodity production and exchange value in a reified world on the other. In historical over-view it can be seen that in developed capitalist cultures »Jew« and »value« are experienced as identical. However, the universalization of commodity production and commodity value remains unrecognized. Instead, commodity fetishism and anti-Semitism become manifest as false consciousness.

Schlagworte: Antisemitismus, Gewalt, Narzissmus, Geschichte, Kapitalismus, Juden, Bewusstsein, Schizophrenie, Inzest, Massenvernichtung, Auschwitz, Massenpsychose, Unbewusstes, Projektion, Objektbesetzung, Massenpsychologie, Gewaltverzicht, Geschichtslosigkeit, kritische Gesellschaftstheorie, Massenneurose, Psychoanalyse und Antisemitismus, Rasse, Warenfetischismus
Formate: pdf
Detlev Claussen
Seite 1 - 21
»Luftschloß und Labyrinth« ̶ Ernst Blochs Traum-Theorie

Obwohl der Psychoanalyse eher ablehnend gegenüberstehend, zeigt die Blochsche Traum-Theorie, die sich als progressiv versteht, bei näherem Zusehen doch manche Parallele zu der Freuds, etwa die, daß beide Theorien auf eine latente Bedeutungsstruktur von Texten zielen. Die Autorin weist freilich auch auf charakteristische Differenzen zwischen Freud und Bloch hin, die nicht zuletzt darin bestehen, daß Freud im Medium diskursiver Darstellung bleibt, während der »Literat« Bloch dieses Medium sprengt: Freud analysiert den Traum, Bloch hingegen inszeniert ihn gleichsam.

»Air castle and Iabyrinth«: Ernst Bloch’s theory o/ dreams
Although Bloch tended to reject psychoanalysis, his theory of dreams was progressive and shows certain parallels with Freud's, for instance, in that it too refers to a latent structure of texts. However, there are differences as well. Important among these is the fact that Freud confines himself to discursive representation whereas Bloch, the man of letters, breaks this framework. Freud analyzes the dream; Bloch stages it.

Schlagworte: Regression, Unbewusstes, Tagtraum, Traumsymbolik, Kastrationsdrohung, Archetypenlehre (Jung), Traumtheorie
Formate: pdf
Marianne Wurth
Seite 22 - 38
Der Einfluß der Psychoanalyse auf die deutschsprachige Literatur

Der Autor untersucht den Einfluß der Freudschen Psychoanalyse auf dichterische Werke am Beispiel von Hesse, Broch, A. Zweig, Döblin und Musil. Deren Werke und andere zeigen, daß die Psychoanalyse um die Jahrhundertwende »in der Luft gelegen« hat. So wie Freud seinerseits zeitlebens aus dichterischen Quellen schöpfte, haben die Dichter jener Zeit sich mehr und weniger bewußt mit den von Freud beschriebenen Phänomenen auseinandergesetzt. Auf Grund der unbestreitbaren inneren Verwandtschaft von Dichtung und Psychoanalyse ist diese nunmehr für jede zukünftige Literatur prägend.

The influence o/ psychoanalysis on German literature
The author explores the influence of psychoanalysis on fiction in the case of Hesse, Broch, A. Zweig, Döblin, and Musil. In these authors’ works it can be seen that psychoanalysis was »in the air« at the turn of the century. Just as Freud used to draw on literary sources in his own work, so the authors of that time attempted to deal with the phenomena he described. Because there is an undeniable inner connection between Iiterature and psychoanalysis, the former must continue to shape the latter.

Schlagworte: Sexualität, Homosexualität, Literatur, Traum, Juden, Sexualtheorie, Schuldgefühl, Unbewusstes, Hysterie, Verdrängung, Selbstbestrafung, Sexualsymbolik, Assoziationstechnik, Psychoanalytische, Wiener Vereinigung
Formate: pdf
Johannes Cremerius
Seite 39 - 54
»Balsam auf eine schmerzende Wunde« – Zwei bisher unbekannte Briefe Sigmund Freuds über sein Verhältnis zu Josef Breuer

Nach dem Tod Breuers 1925 schrieb Freud zwei Briefe an dessen Sohn, in denen das Verhältnis von Freud und Breuer zueinander thematisiert wird. Freud macht deutlich, daß er die Haltung seines früheren Mentors zur Psychoanalyse neurotisch verzerrt wahrgenommen hat.

»Balm on a sore wound«: Two previously unknown letters of Sigmund Freud about his relationship to Josef Breuer
After Breuer’s death in 1925, Freud wrote two letters to Breuer's son in which he discussed their relationship to each other. Freud makes evident that he perceived his former mentor’s attitude toward psychoanalysis in a neurotically distorted manner.

Formate: pdf
Albrecht Hirschmüller
Seite 55 - 59
Zum Redeverhalten des Analytikers im Übertragungsgeschehen

Gegenübergestellt werden zwei Redemodi, die die unterschiedliche »Handhabung der Übertragung« im analytischen Prozeß reflektieren: Ein auf den Patienten hinweisender Redemodus, der dessen psychische Aktivität zur Sprache bringt, und ein Spannung erhöhender, »fiktiver« Redemodus, bei dem das Übertragungsangebot des Patienten deutlicher angenommen wird. Es schließen sich einige Überlegungen zu den Vor- und Nachteilen beider Verfahrensweisen mit Blick auf die Strukturunterschiede der jeweiligen Psychopathologie an.

The analyst’s discursive attitude in the transference
The authors contrast two modes of discourse which reflect different ways of handling transference – one mode that points to the patient and verbalizes his psychological activity and another which is »fictive« and increases tension in that it seems more clearly to accept the patient's transference attributions. The authors conclude with a discussion of the advantages and disadvantages of each mode, giving special consideration to the relevant structural differences in psychopathology.

Schlagworte: Über-ich, Übertragung, Intervention, Erinnern, Objektbeziehung, Interaktion, Arbeitsbündnis, Übertragungsneurose, Übertragungsbeziehung, Borderlineniveau
Formate: pdf
Ulrich Streeck, Brigitte Weidenhammer
Seite 60 - 75
Mitteilung
»Aus Tradition in die Zukunft«, aber in welche? Zum Weizsäcker-Symposion in Heidelberg im Mai 1968
Schlagworte: Nationalsozialismus, Anthropologie (medizinische), Heidelberger Schule, Katastrophenmedizin
Formate: pdf
Rita Wöbkemeier
Seite 76 - 81
Buchbesprechungen
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Seite 82 - 95
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