Geschichtsschreibung (als Schreibung von Geschichten), die sich selbst nur als Wahrheitssuche darstellt, ist heute naiv zu nennen. Mit Freud muß jede über das Leben erzählte Geschichte als Rationalisierung verstanden werden, d. h. als eine Strategie der Lebensführung. Die These des Autors lautet, daß die Geschichtsschreibung ihre Funktion, durch Sinngebung Leben zu ermöglichen, nur dann erfüllen wird, wenn sie zugleich mit dem Sinn, den sie dem erzählten Leben zu geben trachtet, auch dessen Dekonstruktion, den »Gegensinn« zuläßt.
Sense and counter-sense: On the deconstruction of history
Today historiography (the writing of stories) presented as nothing but a search for truth merits the charge of naiveté. Since Freud we must understand any story told about life as a rationalization, that is, as a strategy of conducting one’s life. The author argues the proposition that historiography can only fulfill its function of giving sense to life if it simultaneously admits its deconstruction, its counter-sense.
Berichtet wird über ein in den Jahren 1982–1986 durchgeführtes Forschungsprojekt, bei dem es – wie in einem weiteren, noch nicht abgeschlossenen Projekt des »Centro Psicoanálisis y Sociedad« – um die Anwendung des psychoanalytischen Verfahrens in der Sozialforschung ging. Typische subjektive Formen der Verarbeitung von Migration und Marginalisierung werden anhand von Fallskizzen vorgestellt.
Psychoanalytic interviews with slum-dwellers in Lima
A large, as yet unfinished project conducted by the »Centro Psicoanálisis y Sociedad« concerns the use of psychoanalytic methods in social research. Case excerpts are presented to illustrate typical forms of the subjective processing of migration and marginalization.
Bei kritischer Sichtung der zu Freuds Werk erschienenen Rezensionen werden Ausmaß und Intensität der wissenschaftlichen Rezeption der Psychoanalyse evaluiert. Angesichts der Befunde müssen traditionelle Sichtweisen, die einseitig auf die frühe akademische Isolation der Psychoanalyse abheben, ebenso revidiert werden wie radikalisierte Gegenpositionen der modernen amerikanischen Wissenschaftshistoriographie.
Sigmund Freud’s »splendid isolation«: Materials pertaining to the history of psychoanalysis
On the basis of the published critical reviews of Freud’s works one may evaluate the extent and intensity of the scholarly reception given to psychoanalysis. Traditional views stressing the early academic isolation of psychoanalysis must be revised. The same is true of the radically opposite positions of modern American scientific historiography.
Anhand des Festspiels »Olympische Jugend«, Berlin 1936, untersucht der Autor die Struktur der Masseninszenierungen in Hitler-Deutschland, die Faszination, die diese auf die Beteiligten ausübten, und den psychologischen Bindungsmodus, der dem Verhältnis »Führer–Masse« zugrunde lag; dabei macht er besonders auf das Zusammenspiel von perfekter Dressur und zügelloser Entfesselung und auf die Ausschaltung der Realität zugunsten von Illusionen aufmerksam.
Mass stagings in national-socialism: A social-psychological analysis of the festival production »Olympic Youth«
On the basis of the festival production »Olympic Youth«, Berlin 1936, the author examines the structure of mass stagings in Hitler Germany, the fascination felt by the participants, and the psychologically formative effect underlying the relationship of »leader« to »mass«. In this connection, he draws particular attention to the interplay of perfect discipline and unbridled eruption and to the suspension of reality in favor of illusion.
Ausgehend von persönlichen Eindrücken und anhand von Beispielen aus der zeitgenössischen deutschen und italienischen Literatur schildert der Autor den unterschiedlichen Umgang mit Nazi-Zeit und Faschismus in beiden Ländern. Seine These lautet, daß man sich in Italien intensiver und offener mit der Brutalität der Kriegsjahre auseinandergesetzt hat als in Deutschland. Vor dem Hintergrund dieses Vergleichs gilt sein besonderes Interesse der Frage, was der Verleugnung entgegenwirken und durch welche kulturellen Prozesse das »Vergessen« der Vergangenheit rückgängig gemacht werden kann.
Confronting the national shame: An ethnopsychoanalytic comparison of Italian and German cultures
On the basis of personal impressions and examples drawn from contemporary German and Italian literatures, the author describes differences regarding the manner in which the period of Nazism and Fascism is dealt with in the two countries. His thesis is that Italians have discussed the brutality of the war years more candidly and intensively than Germans. Against this background the author is especially interested in cultural processes that might counteract denial and undo forgetting.
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