Anders als die Freudsche Psychoanalyse, die Aggression als Trieb auffaßt, entwirft die Kohutsche Selbstpsychologie das Konzept normaler, gesunder Aggression als Selbstbehauptung einerseits und mörderisch-zerstörerischer Aggression – der narzißtischen Wut – andererseits. Narzißtische Wut ist der durch destruktive Rachsucht gekennzeichnete Ausdruck eines geschwächten fragmentierten Selbst und der gleichzeitige Versuch, die verlorene Selbstkohäsion wiederherzustellen. Ornstein und Ornstein stellen die selbstpsychologische Sichtweise eines primären Bedürfnisses des Individuums nach Verbundenheit in den Vordergrund und zeigen, daß in der psychoanalytischen Behandlung nicht das Aufdecken verborgener Affekte und Motive von zentraler Bedeutung ist, sondern die Analyse der Verletzlichkeiten des Selbst, die der Entstehung von Wut zugrundeliegen. Zwei kurze Fallvignetten demonstrieren den Symptomcharakter narzißtischer Wut wie auch die klinischen Fähigkeiten der Autoren.
Der erst kürzlich (1993) veröffentlichte Briefwechsel zwischen Sigmund Freud und Ernest Jones gewährt Einsicht in Freuds Auffassung hinsichtlich der Behandlung schwer narzißtischer Patienten, in diesem Fall von Joan Riviere, die er 1922, kurz vor der Niederschrift von »Das Ich und das Es«, in seiner Praxis sah. Freuds Ansichten konvergieren mit bestimmten Ideen über den »circulus vitiosus«, den Teufelskreis von strafender, unbewußter Selbstkritik, Selbstversagung und übermäßigem Verlangen sowie über das Bedürfnis, die funktionale Neutralität durch das Gewähren von Unterstützung aufrechtzuerhalten. Kris arbeitet den Gegensatz zwischen Freuds therapeutischer Tätigkeit und seinen veröffentlichten Empfehlungen zur Behandlungspraxis plastisch heraus und zeigt, daß dieser Gegensatz etwas mit Freuds Glauben an die »Objektivität« des Analytikers in der Behandlungssituation und mit seinem Engagement für die Wahrung der wissenschaftlichen Reputation der Psychoanalyse zu tun hat – woraus sich später der Minimalismus der »klassischen Methode« entwickelte.
In einer umfassenden Überblicksarbeit beschreibt der Autor die theoretischen und behandlungstechnischen Weiterentwicklungen der Psychoanalyse Melanie Kleins durch eine Gruppe zeitgenössischer britischer Kleinianer, die sich um Betty Joseph gebildet hat. Indem Schafer die Vorzüge und Probleme wie auch die zum Teil eigenständigen, zum Teil an der klassischen freudianischen Praxis orientierten ich-psychologischen Aspekte ihres Ansatzes herausarbeitet, weist er diese Gruppe britischer Kleinianer als »kleinianische Freudianer« aus, was er an einem Fallbeispiel demonstriert. Abschließend präsentiert der Autor eine eigene Einschätzung der theoretischen und methodischen Implikationen dieser Form analytischer Arbeit.
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